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Kommentar: Daumen runter für die neue Fotos-App für den Mac

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Es ist schon einige Zeit her, dass ich den letzten "Daumen-Runter-Kommentar" verfasst habe. Genau genommen war dies im August 2011 und bezog sich auf meine Ablehnung des damals frisch veröffentlichten OS X Lion. Knapp vier Jahre später wiederholt sich das Spiel nun bei der neuen Fotos-App, welche in der vergangenen Woche mit der Veröffentlichung von OS X 10.10.3 Einzug auf den Mac hielt und damit auch die beiden Vorgänger iPhoto und Aperture ablöste. Beide Apps sind inzwischen nicht mehr über den AppStore zu beziehen. Mir ist durchaus bewusst, dass auch der folgende Artikel polarisieren wird. Witzigerweise ist es ohnehin immer so, dass Apple-kritische Artikel deutlich mehr Aufmerksamkeit erzielen, als neutral geschriebene Artikel. Aber so ist das eben - der Mensch liebt Skandale und zeigt gerne mit dem Finger auf andere. In diesem Fall ist dies aus meiner Sicht allerdings berechtigt.

Machen wir uns nichts vor, iPhoto war wirklich inzwischen in die Jahre gekommen und besonders bei der Verwaltung von größeren Fotosammlungen teilweise extrem träge. Hier schlägt sich die neue Fotos-App in der Tat deutlich besser. Was mich allerdings stört, ist der Wegfall von Funktionen, an die man sich über Jahre gewöhnt und die man teilweise auch liebgewonnen hat. Und immer wenn so etwas geschieht, stelle ich mir die Frage: Warum?! Warum müssen Dinge verändert werden, die sich als gut erwiesen haben? Ich vermute hauptsächlich blanken Aktionismus. Der Drang (oder der Druck) "etwas Neues" machen zu müssen. Für mich komplett überflüssig. Okay, ich bin in der Tat niemand, der groß auf Veränderungen steht. Objektiv betrachtet machen diese aber eigentlich nur dann Sinn, wenn sie etwas verbessern. Nicht das wir uns falsch verstehen. Manche Dinge macht die neue App in der Tat besser. Verschiedene Funktionen wurden aber dermaßen verhunzt, dass ich nur noch mit dem Kopf schüttele.

Der Gag ist, dass sich meine Kritik noch nicht einmal auf die weggefallenen (Profi-)Bearbeitungsfunktionen von Aperture bezieht. Ich habe Aperture nie benutzt und kann mich deswegen dazu auch nicht äußern. Ebenso wenig kann ich etwas zu den ehemaligen Bearbeitungsfunktionen von iPhoto sagen. Wie sollen sich also erst Benutzer fühlen, die diese in der Vergangenheit genutzt und liebgewonnen haben?! Bei mir war die Nutzung von iPhoto eher pragmatisch-organisatorisch ausgelegt. iPhoto war für mich die Sammelstelle meiner Fotos. Alle an einem Ort, gesichert via Time Machine und online auf einem privaten Flickr-Account. Fotos spielen für viele von uns eine besondere und wichtige Rolle. Sie speichern Erinnerungen und haben damit einen hohen emotionalen Wert. Daher erachte ich die Ablage und Organisation meiner Fotos auch für extrem wichtig. iPhoto hat dies für mich, trotz aller Makel, immer hervorragend geleistet. Ein wesentliches Organisations-Feature waren dabei für mich die "Ereignisse" - Zusammenfassungen von nach Ort und Zeit zusammengehörenden Fotos, sortiert nach dem Aufnahmedatum. Übersichtlich, einfach, sinnvoll.

Nachdem man nun seine iPhoto-Mediathek in die neue Fotos-App importiert hat, gibt es diese Ereignisse nicht mehr. Das neue Zauberwort nennt sich "Alben". Dies ist nicht weiter schlimm, schließlich kann man auch hierin seine Fotos nach Ort und Zeit organisieren. Für den Übergang packt Apple die ehemaligen iPhoto-Ereignisse in ein eigenes Album in Fotos. Soweit, so gut. Nur bewegt man sie hier heraus, fehlt plötzlich die gewohnte zeitliche Sortierung mit dem neuesten Ereignis an erster Stelle. Stattdessen sind die nun Alben genannten Ereignisse willkürlich durcheinander gewürfelt. Während sich die Alben nach Namen sortieren lassen, sucht man ine Funktion, diese nach Datum zu sortieren, vergeblich. Stattdessen soll man sie nun per Hand sortieren. Ein Super-GAU bei knapp 150 Ereignissen. Und ich denke, es gibt reichlich Nutzer, die hier noch weitaus mehr haben.

Ein weiteres Beispiel eines Kollegen. In iPhoto gab es die wunderbare Ansicht "Orte". Diese zeigte eine Weltkarte mit roten Pins überall dort wo man schon einmal Fotos geschossen und diese mit einem Geo-Tag versehen hat. In Fotos gibt es diese Ansicht nun nicht mehr. Der angesprochene Kollege behalf sich stattdessen folgendermaßen: Das Informations-Panel auf Basis eines Fotos öffnen und es geöffnet lassen, anschließend in einen weißen Bereich in der Fotos-App doppelklicken. Daraufhin wird in dem Info-Fenster die komplette Karte angezeigt. Wohlgemerkt im Info-Fenster. Welches sich nicht vergrößern lässt. Seriously?!

Und noch ein Beispiel. Wie bereits mehrfach angesprochen, bleibt bei mir die iCloud-Fotomediathek deaktiviert. Das ungefragte Hochladen sämtlicher Fotos ist für mich ein absolutes Unding. Als mündiger Nutzer möchte ich selbst entscheiden, ob ich ein Foto in die Cloud laden will oder nicht. Also geschieht dies bei mir manuell via eines privat geschalteten Flickr-Accounts. Abgesehen davon, dass die dort angebotenen 1 TB absolut konkurrenzlos sind. Auf diese Weise hat man direkt auch noch ein kostenloses Online-Backup der Fotos und ich kann via Flickr-App von allen Geräten, auch dem Apple TV darauf zugreifen. Für mich die um Welten bessere Lösung. In iPhoto habe ich also einfach das entsprechende Ereignis ausgewählt, anschließend den Bereitstellen-Button betätigt und Flickr ausgewählt. Lief. Da liegt der Schluss nahe, dass dies auch in der neuen Fotos-App so funktionieren sollte. Aber auf Kies gefurzt! Während ich einzelne Fotos auf dem beschriebenen Weg auf Flickr hochladen kann, fehlt die entsprechende Funktion bei der Auswahl mehrerer Fotos oder eines Albums. Klar kann dies einfach ein Bug sein, der mit der nächsten Version gefixt wird. Ärgerlich ist es dennoch.

Sicherlich sind dies alles sehr persönliche Empfindungen und nicht jeder nutzt iPhoto oder die Fotos-App so wie ich das tue. Ich lasse mich da auch gerne als Einzelschicksal abstempeln. Dennoch nervt so etwas einfach, ist anstrengend und aus meiner Sicht auch einfach nicht nötig. Wenn ich das richtig sehe, ist die "Wurzel allen Übels" die neue iCloud-Fotomediathek. Hierfür war es zweifelsohne notwendig, die Fotos-App von Grund auf neu zu schreiben. Nutzt man die Mediathek, mag die App auch durchaus gelungen sein. Für mich ist sie das definitiv nicht. Ob hieran künftige Updates etwas ändern, wird sich zeigen müssen.

Die Situation ist ein Stück weit vergleichbar mit der Aktualisierung und damit einhergehenden Angleichung der iWork-Apps am Mac an die auf den iOS-Geräten und in der Cloud. Auch hier ging man am Mac, also dort, wo solche Apps viel sinnvoller genutzt werden können, mehrere Schritte zurück, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Mit diversen kleinen Updates brachte man schließlich einzelne Funktionen wieder zurück in die Mac-Apps. Befriedigend ist dies aus meiner Sicht nicht. Und ähnliches wiederholt sich nun eben bei der Fotos-App. Erneut wurde die App am Mac, also wieder dort, wo sich Fotos deutlich besser organisieren und bearbeiten lassen, soweit beschnitten, dass man einen gemeinsamen Nenner mit der Fotos-App der iOS-Geräte finden konnte. Dies ist zweifelsfrei notwendig, wenn man diese Angleichung realisieren möchte. Mir stellt sich nur die Frage: Muss das sein? Sicher, für den Otto-Normal-Verbraucher wird das Gesamtpaket dadurch "runder". Man hat ein und dieselbe Erfahrung mit der App am Mac, am iPhone oder iPad und am Browser. Mir erschließt sich nur der Sinn nicht. Ähnlich übrigens wie damals im August 2011, als man diverse iOS-Funktionen in OS X integrierte. Auch damals für mich ohne Sinn und Verstand.

Wie eingangs erwähnt, gehe ich davon aus, dass dieser Artikel polarisieren und aufgrund seiner Kritik durchaus Aufmerksamkeit erzielen wird. Insofern bin ich auf die Kommentare mit eigenen Erfahrungen gespannt. Vor allem auch auf die von Lesern, die zuvor Aperture im Einsatz hatten und nun auf diverse Bearbeitungsfunktionen verzichten müssen. Her damit!


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