Es gibt nicht wenige die behaupten, dass sich Apples Produktpalette in den vergangenen Monaten (manche meinen auch unter Tim Cook) sehr stark diversifiziert habe. Als Beispiel hierfür wird unter anderem immer wieder auch das iPad herangezogen, welches sich momentan aufsplittet in das iPad Pro und hier noch einmal in ein 12,9"- und ein 9,7"-Modell, das iPad Air 2 und das iPad mini. Ähnlich verwirrend sieht es bei den MacBooks aus: 12" MacBook, 11" und 13" MacBook Air, 13" und 15" MAcBook Pro. Beim iPhone hat man zuletzt auch noch die Durchnummerierung eingestellt und steht nun bei iPhone 6s, iPhone 6s Plus, iPhone 6, iPhone 6 Plus und iPhone SE. Alteingesessene Apple-Fans befürchten bereits, dass sich Apple ähnlich entwickeln könnte, wie es in der Zeit der Fall war, in der Steve Jobs nicht an Bord war. Man hatte den Fokus verloren. So war es dann auch eine der ersten Amtshandlungen nach Jobs Rückkehr, die Produktpalette zu verschlanken und unrentable Produkte kurzerhand aus dem Verkehr zu ziehen. Schaut man allerdings ein wenig genauer hin, könnte Apple auch aktuell wieder auf dem Weg zu einer Konsolidierung seiner Produkte sein. Das vermutlich erste Opfer dabei: Die Air-Produktreihen.
So sieht es beispielsweise auch Jack March, dessen Artikel zu diesem Thema ich als Anlass zu diesem Kommentar nehmen möchte. Etwas verwundert war man schon, als Apple im vergangenen Jahr das neue, ultraportable 12" MacBook vorstellte. Eigentlich war diese Sparte bei Apple ja bereits durch das MacBook Air besetzt. Zudem platzierte man das neue MacBook mit seinen 12" exakt zwischen den beiden verfügbaren MacBook Air Modellen mit ihren 11" und 13" Bildschirmdiagonalen. Heute, über ein Jahr nach der Vorstellung des 12" MacBooks existieren nach wie vor beide Produktreihen, die allerdings auch seit diesem Zeitpunkt keine Aktualisierungen mehr erhalten haben. Inzwischen sehen es diverse Beobachter als unwahrscheinlich an, dass das MacBook Air überhaupt noch einmal mit einer Aktualisierung bedacht wird. Stattdessen dürfte der einzige Grund, warum die Geräte überhaupt noch im Programm sind, eher darin liegen, dass Apple wohl gerne noch ein Notebook unterhalb der Schmerzgrenze von € 1.000,- im Angebot behalten möchte. Auf kurz oder lang dürfte es jedoch darauf hinauslaufen, dass das ultraportable Segment vom MacBook besetzt wird und das leistungsstärkere Segment vom MacBook Pro. Also so, wie es auch schon einmal vor einigen Jahren der Fall war.
Eine ähnliche Entwicklung könnte sich auch beim iPad abzeichnen. Hier ist auffällig, dass Apple das iPad Air seit über anderthalb Jahren mit keiner Aktualisierung versehen hat. Stattdessen stellte man auf dem Event im März eine neue, kleinere Variante des iPad Pro mit einem 9,7"-Display vor. Jener Größe also, die zuvor vom iPad Air bedient wurde. Was auf den ersten Blick zu einer größeren Fragmentierung führt, dürfte auf den zweiten eher der Schritt hin zu einer Konsolidierung sein. Ähnlich wie beim MacBook erwarte ich hier, dass Apple künftig wieder unterscheiden wird zwischen einer Pro-Linie mit einem Smart Connector und der Unterstützung für den Apple Pencil und einer "normalen" iPad-Linie, die diese Features nicht mitbringt. Denkbar ist dabei, dass die Pro-Familie dann künftig in den Größen 12,9" und 9,7" und die Consumer-Familie in den Größen 9,7" und 7,9". Bei letzterem könnte dann auch der Zusatz "mini" entfallen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir diese Aufteilung auf dem erneut im Herbst zu erwartenden Event präsentiert bekommen.
Alles in allem würde eine Abkehr von der Air-Linie für Apple im Jahr 2016 absolut Sinn machen. Als die Bezeichnung einst im Jahr 2008 für das MacBook Air eingeführt wurde, hatte Apple damit den dünnsten Laptop der Welt präsentiert. Der Fokus lag ganz klar auf schlank, leicht und ultraportabel. Acht Jahre später trifft dies eigentlich auf alle mobilen Geräte von Apple zu - und nicht nur auf die von Apple. Ein möglicher Gedanke könnte zudem sein, dass die Nutzer mit der Bezeichnung Air inzwischen eher Kompromisse in Sachen Leistungsfähigkeit und Bildschirmgröße assoziieren. Der Wegfall des Namenszusatzes könnte also auch eine psychologische Wirkung haben. Statt künftig also zwischen Kompromiss (Air) und High-End (Pro) zu unterscheiden, könnte Apple eher auf eine Abgrenzung zwischen gut (MacBook) und besser (MacBook Pro) zielen.
Hierzu würde dann auch passen, dass aktuelle Gerüchte erwarten, dass Apple in diesem Jahr neue MacBooks mit 13" und 15" Display auf den Markt bringen wird, die sich am aktuellen 12" MacBook orientieren. Um diese noch schlanker zu machen, soll Apple ein neues Produktionsverfahren bei den Scharnieren entwickelt haben. Auch wenn nach wie vor unklar ist, wie Apple die neuen Geräte benennt oder wo man sie positioniert, dürften sie keinen Platz mehr für ein Air-Modell lassen. Spannend dürfte dann allerdings zu sehen sein, wie Apple die Preisgestaltung ausarbeitet. Eventuell sind wir schon in ziemlich genau zwei Monaten, nach der Keynote zur Eröffnung der diesjährigen WWDC, ein wenig schlauer.